M A S T E R P L A N   F Ü R   D A S   I N N E R S T Ä D T I S C H E    G L E I S A R E A L   D E R   S T A M M S T R E C K E   M Ü N C H E N

MUNICH 2050

 

Der Entwurf „München 2050“ beschäftigt sich mit dem in Nutzung befindlichen Gleisareal der „Stammstrecke“ zwischen dem Hauptbahnhof München und der westlich gelegenen Station Passing. Dieses Gleisareal, das stellenweise bis zu 300 Meter breit und eine länge von etwa 5 km aufweist, ist für die Stadt eine der wichtigsten Infrastrukturflächen. Gleichzeitig birgt diese große monofunktionale innerstädtische Fläche viele Konflikte mit sich. Durch die weitläufigen Flächen der Gleisanlage, werden die Stadtteile nördlich (Nymphenburg) und südlich (Schwanthaler Höhe) voneinander Getrennt. Zusätzlich zu dieser innerstädtischen Zäsur, birgt das Areal ein großes Hitzeproblem während den Sommermonaten mit sich das sich durch den Klimawandel in den kommenden Jahren verstärkt. Die Frischluft die in die Stadt hineinströmt, wird von den Gleisköper erwärmt und somit führt der kühlende Effekt der Frischluftschneise zu einer Erhitzung der Stadt. München 2050 stellt sich dieser Herausforderung von Hitzeproblematik und der innerstädtischen Trennung und schlägt dazu vor, einen Fliegenden Park über den bestehenden Gleisanlagen zu entwickeln. Das Konzept dafür ist angelehnt an einen natürlichen Waldrandaufbau, der sich von einer niedrigen Strauchschicht zu einem stockwerkartigen Waldaufbau verdichtet. Dieser Gradient nimmt Richtung Hauptbahnhof zu und konzentriert sich stellenweise an den S-Bahn Stationen. Der Entwurf besteht aus einem Netz das über den Bahngleisen schwebt und einzel stehenden begrünten „Trichtern“. Das Netz wird an den Betontrichtern gespannt, aus denen die Rankpflanzen wachsen und in laufe der Zeit das Netz überwuchern. Die Idee des Entwurf bestand darin eine möglichst leicht und Ressourcen sparende Konstruktion, nach den Vorbild von Frei Otto zu entwickel. Das so entstehende Blätterdach führt zu einer Kühlung der darunter liegenden Gleisflächen und reduziert so eine Erhitzung der Stadt. Die Parkbesucher können den neu geschaffen Freiraum als Erholungsmöglichkeit und besonderes Erlebnis erfahren. Der Entwurf „München 2050“ stellt sich der Hitzeproblematik in der Stadt durch den Vorschlag einer neuen grünen Mittte, welche die Anwohner miteinander verbindet und ein Aushängeschild für den zukünftigen neuen Hauptbahnhof von München wird.

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THEMATIK HITZEINSELN

Durch den Klimawandel und die in den letzten Jahrhundert stattfindenden Urbanisierung haben die heutigen Städte weltweit mit dessen folgen zu kämpfen.Städtische Hitzeinseln sind ein weltweites Phänomen, das sich durch den anhaltenden Klimawandel in der Zukunft noch verstärken wird. Hitzeinseln sind urbane Hitzespots die eine wesentlich höhere Temperatur als im Umland aufweisen. Traten sie in der Vergangenheit in den nördlichen Breitengraden nur an besonders Heißen tagen auf, so ist davon auszugehen, das dieses Phänomen in der Zukunft immer häufiger und in längeren Zeiträumen auftreten wird. Da bis 2050 aller Wahrscheinlichkeit die allgemeine Temperatur um weitere 2 Grad ansteigen wird. (Climate Change 2007: Working Group I: The Physical Science Basis,Executive Summary. IPCC, 2007, abgerufen am 16. September 2015) Hitzeinseln entstehen durch den hohen Anteil versiegelter Oberflächen in unseren Städten. Dadurch wird die natürliche Verdunstung von Wasser reduziert und der daraus entstehende Windsog und kühlende Effekt bleibt aus. Die gleichzeitige Sonneneinstrahlung auf Gebäude, Straßenoberflächen und Gleisanlagen speichert die Wärme und gibt sie nur langsam wieder ab, sodass auch in der Nacht ein deutlich erhöhte Temperatur in diesen Bereichen messbar ist. Dieser Effekt der Hitzeinsel wird besonders deutlich an dem vorgelagerten Gleisfeld des Hauptbahnhofs in München. Während der Gleiskörper in den Wintermonaten als Frischluftschneise dient dreht sich dieser Effekt an heißen Tagen im Sommer um und die einströmende kühle Luft aus dem Umland erhitzt sich über dem Gleisfeld in Richtung Stadtmitte. Die Temperatur der einströmenden Luft steigt an und die heiße Luft wird kontinuierlich in die Bereiche der Innenstadt gepumpt.Die folge der überhitzenden Städte sind eine Beeinträchtigungen der Lebensqualität der Bevölkerung sowie gesundheitlichen Folgen für alte, junge und kranke Menschen. Der Verkehrskollaps und der seit einiger Zeit andauernden Zuwachs der Bevölkerung in Städten verstärkt das Problem und macht ein umdenken der in der Zukunft geplanten Infrastruktur und urbanen Architektur erforderlich. Grünstrukturen und Grünflächen können die Wärmespeicherung vermindern und zur Erhöhung der Verdunstung und einer daraus resultierenden Abkühlung beitragen. Die geplante Begrünung der Gleisanlage reduziert somit die Temperatur der einströmenden Luft an heißen Sommertagen und hat somit einen kühlenden Effekt auf die Innenstadt und dessen Bewohner.

INFRASTRUKTUR

Die städtische Infrastruktur steht in direkter Verbindung mit dem Phänomen der auftretenden Hitzeinseln in unseren Städten. Breite Infrastruktursysteme sind in der Regel versiegelt und weißen keinen großen Grünanteil auf. Die Konzentration dieser Flächen nimmt in der Innenstadt zu. Das hohe Verkehrsaufkommen in der Innenstadt und auf befahrenen Straßen bringt einen weiteren Hitzefaktor mit sich. Das Verkehrsmittel selbst ist eine Hitzequelle. Da die Konzentration des Verkehrs in der Innenstadt zu nimmt geht auch eine Zunahme der Temperatur in der Umgebung von diesen aus. Die mit Abstand größte Fläche städtischer Infrastruktur ist jedoch die Fläche der Gleisanlage der Stammstrecke München. Diese teilt die Stadt auf einer Länge von 5km und einer breite bis zu 300m. An heißen Tagen bildet die erwärmte Luft in Richtung Innenstadt eine immer wärmer werdende Hitzeinsel. Der Hauptbahnhof München stellt somit einen Knotenpunkt der einzelnen Verkehrsströme und Hitzefaktoren dar. Die einströmende warme Luft über den Gleisanlagen trifft auf die Innerstädtische dichte Verkehrssituation. Beide Hitzefaktoren summieren sich und machen dem Hauptbahnhof München zu einer der größten Hitzeinsel der Stadt.

GLEISAREAL DER STAMMSTRECKE MÜNCHEN

Das Gleisareal der Stammstrecke befindet sich zwischen dem Hauptbahnhof München und der S-Bahn Station Pasing. Diese Fläche ist stellenweise bis zu 300 Meter breit und erstreckt sich auf eine Länge von 5 km und ist die größte Innerstädtische Gleisfläche in München. Das Gleisbett setzt sich aus dem Gleisschotter und den darüber befindlichen Schienenanlagen zusammen, welche mit Stützen versehen sind und eine Stromversorgung für die Züge garantieren. Einzelne Restflächen zwischen den Gleisanlagen werden von Pionierpflanzen bewachsen, während die übrigen Gleisflächen mit Pestiziden frei von jeglichen Bewuchs gehalten werden. Durch die weitläufigen Flächen der Gleisanlage, werden die Stadtteile nördlich (Nymphenburg) und südlich (Schwanthaler Höhe) voneinander Getrennt. Wichtige S Bahn Stationen befinden sich entlang dieser Strecke, welche von tausenden Menschen täglich verwendet werden und eine Konzentration von Menschen und Individualverkehr aufweisen. Erschlossen werden die Stationen von zahlreichen Brücken, wie der Hackerbrücke, oder Donnersbergerbrücke. Die Brücken versuchen die innerstädtische Trennung von Nord und Süd zu überwinden und die Stadtteile wieder miteinander zu verbinden, was jedoch ungenügend geschieht. Ein weiteres Problem ist die fehlende direkte fußläufige Verbindung zwischen Hauptbahnhof und dem Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB). Dies ist momentan nur über einen zeitaufwändigen Umwege entlang der nördlich befindlichen Arnulfstraße möglich. Zusätzlich zu der innerstädtischen Trennung, birgt das Areal ein großes Hitzeproblem während den Sommermonaten mit sich, das sich durch den Klimawandel in den kommenden Jahren verstärkt. Die Frischluft die in die Stadt hineinströmt, wird von den Gleisköper erwärmt und somit führt der kühlende Effekt der Frischluftschneise zu einer Erhitzung der Stadt. Der Entwurf Fliegender Park stellt sich den Herausforderungen von Hitzeproblematik, fehlenden Verbindungen zwischen ZOB und Hauptbahnhof sowie zwischen den Stadtteilen und entwickelt dazu Lösungsansätze die um Entwurf vorgestellt werden.

REFERENZEN

Um die komplizierte Aufgabe des Projektes leichter zu verstehen, wie eine Nutzung der Gleisanlage aussehen könnte, erschien es hilfreich, sich mit vergleichbaren Projekten auseinander zu setzen. Dazu wurde die Grand Central Station in New York und der Bahnhofsumbau Stuttgart 21 analysiert. Die Grand Central Station hatte ein ähnliches Problem von innerstädtischer Trennung und steigendem Flächenbedarf und löste dies durch eine Überbauung der Gleisfläche. Ähnlich geht man momentan in Stuttgart vor, wo auch die gesamte Gleisfläche überbaut wird und ein Park überirdisch entsteht. Diese sehr radikalen Lösungen bringen viele Probleme mit sich, durch sehr kostenintensive und langwierige Bauzeiten. Der Entwurf Fliegender Park versucht hier eine einfachere und realisierbare Lösung anzubieten.

HYPOTESE

Das Gleisbett kann in der Zukunft nur dann weiter bestehen wenn es mit einer multifunktionalen Nutzung belegt wird. Diese muss eine ökologische, urban verbindende und klimatisch regulierende Funktion bekommen um den zukünftigen Herausforderungen zu bestehen.

KONZEPT

Das Konzept für den Fliegenden Park ist angelehnt an einen natürlichen Waldrandaufbau, der sich von einer niedrigen Strauchschicht zu einem stockwerkartigen Waldaufbau verdichtet (siehe Abb.) Dieser Gradient nimmt Richtung Hauptbahnhof zu und konzentriert sich stellenweise an den S-Bahn Stationen. Dies ist damit begründet, das sich die Hitzekonzentration Richtung Hauptbahnhof verstärkt sowie punktuell an den S- Bahnstationen. Die Übersetzungen von Hitzeinseln zu kühlenden Parkinseln, kann daher auch punktuell realisiert werden ohne die gesamte Fläche zu überbauen, was der Vorteil gegenüber kosten intensiveren Projekten wie Stuttgart 21 ist die eine Überdeckelung der Fläche vorschlagen.

ENTWURF

Die Idee des Entwurf bestand darin eine möglichst leicht und Ressourcen sparende Konstruktion, nach den Vorbild von Frei Otto oder dem Kletterpark von un architecte am Mount Luofa (China) zu entwickeln. Der Entwurf ist ein Netz das über den Bahngleisen schwebt und einzel, punktuell stehenden begrünten „Trichtern“. Das Netz wird an den Pflanzentrichtern angebracht, aus denen die Rankpflanzen wachsen und in laufe der Zeit das Netz überwuchern.
Nach dem Konzept des Waldrandaufbaues werden die Pflanzen nach den Pflanzengesellschaften Kraftsaum, Strauchgürtel Waldmantel und Wald im Entwurf zoniert. Das so entstehende Blätterdach führt zu einer Kühlung der Gleisfläche und reduziert die Erhitzung der Stadt.
Den ankommenden Besuchern und den Bewohnern der Stadt München bietet der Park, eine Begebare Grünfläche und ein besonderes Erlebnis aus einer kombination zwischen Park und Infrastruktu. Die Besucher bewegen sich über einen Steg, der Blicke über das bewachsene Netz und den darunter fahrenden Zügen zulässt. Der Entwurf Fliegender Park stellt sich der Hitzeproblematik in der Stadt durch den Vorschlag einer neuen grünen Mitte, welche die Anwohner miteinander verbindet und ein Aushängeschild für den zukünftigen neuen Hauptbahnhof von München wird.

DETAIL

Der Pflanzentrichter besteht aus einer 30-40 cm dicken Betonwand je nach Ausführung der größer des Trichters. Dabei soll die äußere Oberfläche einen porenartigen Charakter haben, damit sich in laufe der Zeit Moose und Flechten darauf Ansiedeln können. Der Pflanzentrichter selbst, ist mit Substrat gefüllt, die je nach Standort mit spezifischer Vegetation bewachsen sind. An den einzelnen S-Bahnstationen und am Hautbahnhof werden über die Trichter Metallnetze gespannt, da es hier einen erhöhten bedarf an Grünfläche gibt. Das Netz besteht aus einzelnen Metallseilen. Das gewebte Netz wird mit Hilfe eines Ringankers an dem Trichter befestigt. Dabei dienen die einzel stehenden Trichter und die umliegende Bebauung als Verankerung für die Spannseile an den Außenbereichen des Netzes. Da die Pflanzentrichter an den S-Bahnstationen und am Hauptbahnhof mit dem Netz verbunden sind, werden sich die Rankpflanzen in laufe der Zeit über das gesamte Netz ausbreiten und eine geschlossene grüne Fläche bilden. Die Trichter die sich auf den Bahnsteigen befinden besitzen zudem eine Sitzbank und einen Lichtring der sich unterhalb des Netzes befindet.

REFLEKTION

Das große Potential der Gleisfläche wird mit dieser Arbeit deutlich. Der Entwurf schlägt einen Fliegenden Park vor, der eine Alternative darstellt zu den Unterirdischen Lösungsansätzen wie dem Umbau der Central Station in New York und dem Bauvorhaben Stuttgart 21. Aus ökologischer Sicht bedeutet der Entwurf eine deutliche Aufwertung der Fläche für Flora und Fauna da ein wichtiger neuer Lebensraum an einem hoch verdichteten Ort entsteht. Zusätzlich wird die Gleisfläche durch das Blätterdach beschattet und durch die Pflanzentranspiration gekühlt, was gleichzeitig eine Kühlung für die gesamte Stadt bedeutet. Ökonomisch gesehen, ist der Entwurf mit einigen kostenintensiven Eingriffen verbunden. So wird vorgeschlagen, Pflanzentrichter zu errichten, die als Stützen für das Netz dienen. Diese technische Lösung ist durchaus aufwändig, aber dennoch deutlich leichter realisierbar und kostensparender als eine komplette Überbauung als bei Stuttgart 21 oder der Central Station in New York. Ein weiteres Problem ist, wie mit den Laubblättern speziell im Herbst auf den darunter liegenden Schienen umgegangen wird, sowie die zwingend erforderliche Verbindung zwischen Zug und Oberleitung aufrecht erhalten werden kann. Hier werden innovative Lösungen gefragt sein, wie eine Reinigung der Gleisanlagen stattfinden könnte oder ein Laubblattfall verhindert werden kann. Dies erfordert eine zusätzliche detaillierte Planung. Sozial gesehen bedeutet der Entwurf eine Aufwertung für die umliegenden Stadtteilen. Die neu entstehenden Wegvernetzung zwischen dem Norden und dem Süden sowie die zusätzlich Verbindung zwischen ZOB und Hbf München vernetzt die bestehende Umgebung und ermöglichen einen besseren Austausch zwischen den Bewohnern. Der neu entstehende Fliegende Park gibt auf viele Probleme und zukünftigen Anforderungen der Gleisfläche Antworten. Offen bleibt ob die in der Hypothese formulierte neu entstehende multifunktionale Nutzung der Gleisfläche im Entwurf ausreicht, um der Gleisanlage ihre Berechtigung an diesem Ort für die Zukunft zu geben, was ohne eine bauliche Verifizierung offen bleibt. Jedoch kann der Entwurf neue Sichtweisen und Potenziale für innerstädtische Gleisanlangen aufzeigen.

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